12.11.1933 - Trotz Nazi-Barbarei: Hindenburg ruft in Radioansprache zur Wahl der Nazis auf

 

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Hitler und seine NSDAP hatten nach der Machtübernahme bis zum November 1933 in Deutschland bereits eine mörderische faschistische Diktatur errichtet. Sie hatten alle anderen Parteien sowie die Gewerkschaften bereits verboten oder zerschlagen. In mehreren KZs wurde bereits gemordet und gefoltert. Seit April 1933 läuft in Deutschland die systematische Verfolgung und der organisierte Terror gegen die jüdische Bevölkerung. Bereits im Oktober hatte Hitler den Austritt aus dem Völkerbund verkündet.

Hindenburg verordnete am 14. Oktober 1933, dass am 12. November eine Reichstagswahl stattfinden solle. Konkret schrieb er in dieser Verordnung: „Um dem deutschen Volk Gelegenheit zu bieten, selbst zu den gegenwärtigen Schicksalsfragen der Nation Stellung zu nehmen und seiner Verbundenheit mit der Reichsregierung Ausdruck zu geben, löse ich auf Grund des Artikels 25 der Reichsverfassung den Reichstag auf.“ 

Reichstagswahl, um illegales Vorgehen nachträglich zu legitimieren

Er hat damit eine Reichstagswahl angesetzt, um die Nazis zu unterstützen. Zugleich setzte er eine Volksabstimmung über den Austritt aus dem Völkerbund an, womit der Austritt nachträglich legitimiert werden sollte. Zur Reichstagswahl war nur noch die NSDAP-Liste zugelassen, auf welcher mehr als 600 NSDAP-Mitglieder sowie knapp zwei Dutzend sogenannte Parteilose (Antidemokraten, wie z.B. Franz Seldte, Franz von Papen und Alfred Hugenberg) kandidierten.

Radioansprache, in der sich Hindenburg an die Seite der Nazis stellt

Am Vorabend der Wahl, also am 11. November hielt Hindenburg eine Radioansprache, die auf allen Kanälen ausgestrahlt wurde. Darin erklärt Paul von Hindenburg den Zweck der Wahl mit den Worten „Ich und die Reichsregierung, …, haben das deutsche Volk aufgerufen, … vor aller Welt zu bekunden, ob es die von uns eingeschlagene Politik willigen und zu seiner eigenen Sache machen will.“ Somit stellt er sich bewusst an die Seite der Nazis und bestätigt, dass er mit ihnen gemeinsam agiert. Er geht sogar noch weiter und formuliert wörtlich: „Dank der mutigen, zielbewussten und kraftvollen Führung des am 30. Januar dieses Jahres von mir berufenen Reichskanzlers Hitler und seiner Mitarbeiter hat Deutschland sich selbst wiedergefunden und die Kraft gewonnen…“.
Hindenburg macht damit offiziell gemeinsame Sache mit dem NS-Regime und lobt Hitler für die Errichtung der Nazi-Diktatur, die Verfolgung der jüdischen Bürger*innen und politisch Andersdenkender, für Terror und Mord.

Ausführlich leugnete Hindenburg kriegerische Absichten Deutschlands, die jedoch nachweislich damals schon existierten. Konkret behauptete er: „Es ist Lüge und Verleumdung, wenn man uns im Auslande kriegerische Absichten unterstellt. Niemand in Deutschland verspürt den Drang nach gewaltsamer Auseinandersetzung.“

Kriegerische Absichten leugnet Hindenburg, obwohl er davon weiß

Woraus ist zu schließen, dass Hitler bereits im Herbst 1933 kriegerische Absichten hegte? Bereits am 3. Februar 1933 hatte Hitler vor der Generalität der Reichswehr seine Kriegspläne vorgestellt und kein Widerspruch geerntet.  Hindenburg als Reichspräsident war Oberbefehlshaber der Reichswehr und musste somit auch über die verbrecherischen Kriegspläne der Nazis informiert sein.

Quellen:

  • Badische Presse - Generalanzeiger, Sonntagausgabe 12.11.1933, S. 1
  • Burkhard Asmuss: Der "Geschäftsboykott" am 1. April 1933, Hrsg.: Deutsches Historisches Museum, Berlin 2015, https://www.dhm.de/lemo/kapitel/ns-regime/ausgrenzung/antisemitismus
  • Der Führer - das badische Kampfblatt für nationalsozialistische Politik und deutsche Kultur Hauptorgan der NSDAP 13.11.1933, S. 2
  • Dresdner Nachrichten, Frühausgabe 13.11.1933,  S. 5
  • Haus der bayerischen Geschichte: Die Konzentrationslager 1933–1935, https://www.hdbg.de/dachau/pdfs/03/03_07/03_07_01.pdf, Hrsg. Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst
  • Herbert Michaelis und Ernst Schraepler, Hrsg., Ursachen und Folgen: vom deutschen Zusammenbruch 1918 und 1945 bis zur staatlichen Neuordnung Deutschlands in der Gegenwart; eine Urkunden- und Dokumentensammlung zur Zeitgeschichte. 29 Bde. Berlin: Dokumenten-Verlag, 1959-1979, Band X, S. 41f
  • Lippische Landes-Zeitung, 12.11.1933 S. 1
  • Paul von Hindenburg: Schreiben an Adolf Hitler 30.01.1934, in: Hindenburg. Briefe – Reden – Berichte. Hrsg. v. Fritz Endres, Ebenhausen, 1934, S. 184ff
  • Paul von Hindenburg:  Radioansprache vom 11. November 1933 (https://www.youtube.com/watch?v=xlr_dqRYkWM)
  • Wolfgang Niess: Schicksalsjahr 1925. Als Hindenburg Präsident wurde, München, Verlag C.H. Beck 1925, 259f
 

Die Hindenburgs Rede mit dem Aufruf zur Wahl der Nazis wurde im Radio ausgestrahlt und in vielen Zeitung wörtlich abgedruckt:

Badische Presse - Generalanzeiger, Sonntagausgabe 12.11.1933, S. 1

Lippische Landes-Zeitung, 12.11.1933 S. 1

Die Nazi-Kampfblätter feierten Hindenburgs Wahlaufruf und druckten diesen ebenfalls ab, z.B. in Der Führer - das badische Kampfblatt für nationalsozialistische Politik und deutsche Kultur Hauptorgan der NSDAP 13.11.1933, S. 2

Dresdner Nachrichten, Frühausgabe 13.11.1933, S. 5