Hindenburgs politisches Testament

offenbart seine antidemokratischen Pläne und seine Begeisterung für die Nazis 

 

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Nachdem Hindenburg am 30. Januar 1933 die Macht an Hitler und seine NSDAP übergeben hatte, errichteten die Nazis in Deutschland eine brutale faschistische Diktatur. In über 40 KZs wurde schon im Frühjahr 1934 gemordet und gefoltert. Alle anderen Parteien sowie die Gewerkschaften waren bereits 1933 verboten oder zerschlagen worden.
Trotzdem unterstützte Paul von Hindenburg dieses Verbrecherregime bis zu seinem Tode. Diese Unterstützung für die Nazi-Diktatur gipfelte in seinem schriftlich hinterlegten „Politischen Testament“ vom Mai 1934, welches nach seinem Tod veröffentlicht wurde. Er schrieb darin unter anderem:

„Ich scheide von meinem deutschen Volk in der festen Hoffnung, dass das, was ich im Jahre 1919 ersehnte und was in langsamer Reife zu dem 30. Januar 1933 führte, zu voller Erfüllung und Vollendung der geschichtlichen Sendung unseres Volkes wird.“

Dies klang wie ein Hohn für alle vom NS-Regime Verfolgten und Ermordeten!

„Läuterungen in dem Glutofen von Leiden“ – damit sich der alte Geist durchsetzen kann

Wie selbstverständlich wiederholte Hindenburg in seinem politischen Testament die Dolchstoßlüge – worin die Niederlage im Ersten Weltkriegs völlig verdreht dargestellt wurde - und seine Verachtung für die Demokratie, welche er bereits 1919 in seinem „Vermächtnis an das deutsche Volk“ formuliert hatte. Mit der Formulierung „der alte deutsche Geist wird sich wieder durchsetzen, wenn auch erst nach schwersten Läuterungen in dem Glutofen von Leiden und Leidenschaften“ gesteht er nicht nur seine Kenntnisse über das NSDAP-Mörderregime ein, sondern formuliert zugleich die Unterstützung für das weitere Vorgehen.

Weiterhin waren in dem Testament ausgrenzende und antidemokratische Gedanken festgehalten: „Viele haben … nicht begriffen, dass meine einzige Sorge war, das zerrissene und entmutigte deutsche Volk zur selbstbewussten Einigkeit zurückzuführen.“ Paul von Hindenburg entlarvt damit die gleiche brutale Sicht auf das „deutsche Volk“ wie die Nazis selbst: Wer stört wird weggesperrt, vertrieben oder ermordet – dann ist für ihn und andere Antidemokraten die sogenannte „Einigkeit“ erreicht.

Die demokratische Staatsordnung zu zerstören – das war sein Ziel

Ebenso offenbarte Hindenburg in seinem politischen Testament, dass er die demokratische Staatsform und Verfassung nie akzeptiert hatte und diese bereits seit seinem Amtsantritt 1925  gezielt zerstören wollte.. Er schrieb konkret: „Dabei war mir bewusst, dass das Staatsgrundgesetz und die Regierungsform, welche sich die Nation sich in der Stunde großer Not und innerer Schwäche gegeben (Anm. d. Verfassers: gemeint ist damit die demokratische Weimarer Verfassung und die Weimarer Republik), nicht den wahren Bedürfnissen und Eigenschaften unseres Volkes entspreche. Die Stunde musste reifen, wo diese Erkenntnis Allgemeingut wurde. Daher erschien es mir Pflicht, das Land durch das Tal äußerer Bedrückung und Entwürdigung, innerer Not und Selbstzerfleischung ohne Gefährdung seiner Existenz hindurchzuführen, bis diese Stunde anbrach.“ –  damit wird klar, dass er die Demokratie unbedingt abschaffen wollte und die Machtübergabe an die Nazis und die daraus resultierende Diktatur als geeignetes Mittel sah.

Im abschließenden Absatz seines Testamentes gipfelt Hindenburgs Unterstützung für Hitler und seine Nazi-Mörder in den Worten: „Mein Kanzler Adolf Hitler und seine Bewegung haben zu dem großen Ziele, das deutsche Volk über alle Standes- und Klassenunterschiede zur inneren Einheit zusammenzuführen, einen entscheidenden Schritt von historischer Tragweite getan.“

Man bedenke: Diese Worte kamen aus der Feder des Reichspräsidenten des ersten demokratischen Staates in Deutschland!


Quellen:

  • Heinrich August Winkler: Weimar 1918–1933. Die Geschichte der ersten deutschen Demokratie. 4. Aufl., München, Verlag C.H.Beck GmbH & Co. KG  2005
  • Horst Mühleisen: Das Testament Hindenburgs vom 11. Mai 1934, in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, Jahrgang 44, Heft 3, S. 355ff, München, Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH 1966
  • Paul von Hindenburg: Politisches Testament, in: Hindenburg. Briefe – Reden – Berichte. Hrsg. v. Fritz Endres, Ebenhausen, 1934, S. 188ff
  • Wolfram Pyta: Hindenburg. Herrschaft zwischen Hohenzollern und Hitler. Berlin, Siedler Verlag 2007
 

Paul von Hindenburg (Mitte) 1933 mit der von ihm berufenen faschistischen Regierung, links "seinem Kanzler" (Zitat Hindenburg) Adolf Hitler und rechts Vizekanzler von Papen (Fotograf unbekannt, Quelle: World History Archive)

 

Paul von Hindenburg 1914 (Foto: Nicola_Perscheid, Quelle: Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz)